Atelier finden

Ohne Atelier keine Kunstproduktion: Vor dieser Herausforderung stehen die meisten jungen Künstlerinnen und Künstler, wenn sie nach ihrem Abschluss in eigenen Räumen weiterarbeiten müssen. Nutzen Sie daher die Möglichkeit und schließen Sie sich einer Künstlerinnen- bzw. Künstlergruppe an, die passende und leerstehende Räumlichkeiten für eine gewisse Zeit als Ateliers nutzt (Zwischennutzung). Fragen Sie bei Ihrer Stadtverwaltung nach, ob geeignete Räume zur Zwischennutzung zur Verfügung stehen.

Suchen Sie sich alternativ einen Platz in einer bestehenden Ateliergemeinschaft. Hier werden Sie wegen der geringen Atelierplätze allerdings damit rechnen müssen, nur für eine kurze Zeit „Unterschlupf“ zu finden. Stellen Sie sich zu Beginn Ihrer freien Arbeit auf eine Phase häufiger Umzüge ein.

Finden Sie spätestens bei der Gelegenheit auch heraus, ob Sie lieber allein oder mit anderen zusammen ein Atelier nutzen wollen. Nur weil Sie womöglich in der Hochschule in einem Klassenraum gemeinsam gearbeitet haben, bedeutet das nicht, dass das Ihr Arbeitsstil sein muss.

Erkundigen Sie sich, ob es in Ihrer Kommune/Region Atelierförderprogramme gibt. Ausgewählte Förderprogramme finden Sie auf der Internetseite des BBK Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler e. V.

Sich selbst vermarkten

Sich zu vermarkten, ohne den eigenen Anspruch an die künstlerische Qualität aufzugeben. Das ist die große Kunst. Da der Bekanntheitsgrad einer Künstlerin bzw. eines Künstlers beim Verkauf ihrer Werke ebenfalls eine große Rolle spielt, bleibt Ihnen nicht erspart, mit dem Karrierestart und darüber hinaus selbst initiativ zu werden und auf sich aufmerksam zu machen.

Schaffen Sie sich ein digitales Profil mit einer eigenen Webseite und in den digitalen Netzwerken. Zeigen und beschreiben Sie nicht nur, was Sie tun, sondern veröffentlichen Sie auch Presseveröffentlichungen oder Redetexte von Ausstellungseröffnungen.

Erarbeiten Sie sich ein Arbeitsportfolio, das Ihre künstlerischen Ziele und Ihre künstlerische Entwicklung deutlich macht und das Sie sowohl in einer Mappe als auch mit digitalen Tools präsentieren können. Ein solches Portfolio sollte sowohl aktuelle als auch ältere Arbeiten enthalten. Insgesamt sollte eine professionelle Entwicklung deutlich werden. Ausstellungen, Messeteilnahmen, Stipendien, gewonnene Ausschreibungen und Preise werden darin zu Bausteinen Ihrer Biografie. Schaffen Sie sich auf diesem Weg ein Image, das Ihnen hilft, um auf dem Kunstmarkt wahrgenommen zu werden.

Bauen Sie sich ein Netzwerk von Kolleginnen und Kollegen, Geschäftspartnerschaften (z. B. Galerien) und Multiplikatoren (z. B. Presse, Ausstellungskuratorinnen und -kuratoren) auf. Legen Sie einen Adressverteiler mit Namen, Kategorien und Stichworten an, den Sie bei Vernissagen oder zu Ateliereinladungen „bedienen“ können. Besuchen Sie Vernissagen, Kunstmessen und Kulturveranstaltungen aller Art. Kalkulieren Sie dafür reichlich Zeit ein.

Kunstmarkt kennenlernen

Überlegen Sie, welche Ihrer Arbeiten am ehesten Interesse finden. Wem können Sie was anbieten? Woran Käufer und Käuferinnen interessiert sind und wie „marktfähig“ Ihre Kunstwerke sind, können Sie selbst herausfinden. Besuchen Sie Ausstellungen, Kunstmessen, Kulturinitiativen. Vergleichen Sie Angebote, Verkaufserfolge und Preise über das Internet, Blogs oder Fachzeitschriften. Sie werden dabei feststellen, dass auch künstlerische Arbeiten bei Käuferinnen und Käufern gut ankommen, die von der Kulturförderung weniger oder gar nicht berücksichtigt werden und die heute in den Förderrichtlinien keine Rolle spielen (z. B. Graffiti-Arbeiten). Das bedeutet: Die künstlerischen Maßgaben der Kulturförderung und der Kunstmarkt „ticken“ unterschiedlich.

Sich daran zu orientieren, was gerade gekauft wird und was nicht, kann eine Chance sein, den Fuß in die Tür zu bekommen. Aber Vorsicht: Auf eine bestimmte „Masche“ zu setzen, ist einer künstlerischen Karriere nicht förderlich. Der Kunstmarkt lebt von neuen Ideen, Umsetzungen, Materialien und Formen.

Erste Ausstellungen

Für Newcomer sind Ausstellungen in öffentlichen Einrichtungen wie Rathäusern oder Ämtern, lokalen oder regionalen Kulturinitiativen, Kunstmärkten und Kunstvereinen womöglich ein erster Schritt. In die engere Wahl gehören außerdem Künstlerinitiativen, die z. B. ehemalige Fabrikgebäude oder andere leerstehende Räumlichkeiten temporär nutzen. Auch Unternehmen kommen infrage: beispielsweise medizinische Praxen, Kanzleien, Banken oder Unternehmen mit größeren Empfangshallen.

Klären Sie bei der Entscheidung für oder gegen bestimmte Ausstellungsräume folgende Fragen: Ist der konkrete Ausstellungsstandort für Ihre Werke geeignet? Ist das „Ihr“ Publikum, das diese Räume besucht? Sind die Räumlichkeiten dem Publikum täglich über einen längeren Zeitraum zugänglich? Sind die Kunstwerke dort sicher, oder wird eine Aufsicht benötigt? Wird ein Ausstellungshonorar bezahlt?

Gehen Sie auf potenzielle Förderinnen und Förderer zu. Einige öffentliche Einrichtungen oder auch private Unternehmen sind Träger einer Kunststiftung und müssen einen Teil ihrer Erträge gemäß ihrem Stiftungsauftrag in Kunst anlegen. Sie richten auch Veranstaltungen für Künstlerinnen und Künstler aus. Teilen Sie Ihr Interesse daran auch Ihrer (ehemaligen) Hochschule mit. Es ist durchaus möglich, dass z. B. die örtlichen Sparkassen die Hochschule beauftragen, ihnen eine Auswahl von förderwürdigen Künstlerinnen und Künstlern zu präsentieren.

Lassen Sie sich an Ihrer Hochschule für „Previews“ im Rahmen von Kunstmessen registrieren. Hochschulen haben dort oft einen Stand, auf dem Arbeiten von Absolventinnen und Absolventen oder Studierenden ausgestellt werden. Solche „Previews“ finden in einigen Bundesländern immer wieder (mit öffentlicher Unterstützung) statt. Nach diesem Muster gibt es an Kunsthochschulen bzw. Hochschulen für Grafik und Gestaltung (HfGs) eine ganze Reihe von Jahrgangs-, Abschluss- oder Akademieausstellungen. Dazu werden Kunstinteressierte, Pressevertreterinnen und -vertreter, Kuratorinnen und Kuratoren sowie Sammlerinnen und Sammler eingeladen. Gehen Sie möglichst frühzeitig auf die Projektverantwortlichen der Hochschule zu. Bedenken Sie dabei: Berücksichtigt wird nur, wer sich bemerkbar macht.

Werk und Vertrag: Kunst ausstellen und verkaufen

Sobald Sie Ihre Werke ausstellen und verkaufen, gibt es einiges zu beachten:
Versicherungen: Klären Sie, ob und wie Ihre Arbeiten gegen Diebstahl/Beschädigung versichert werden.

Kostenbeteiligung: Klären Sie auch, ob der Veranstaltende oder die Galerie einen Teil der Kosten (z. B. Transport, Ausstellungsequipment, Versicherung) übernimmt. Vereinbaren Sie, wenn möglich, eine Ankaufgarantie und/oder eine Ausstellungsvergütung.

Preise: Preise ergeben sich durch Angebot und Nachfrage. Beachten Sie aber bei Ihrer Preiskalkulation, dass ein zu niedriger Preis ggf. signalisiert, dass Ihre Werke nicht viel wert sind. Ein zu hoher Preis dagegen schreckt ab.

Verträge: Kommt ein Verkauf zustande, sollten Sie einen schriftlichen Vertrag schließen. Die Gewerkschaft ver.di bietet für diesen Fall Vertragsmuster an.

Bilder zur Miete: Als Alternative zum Verkauf können Sie Ihre Werke auch vermieten. Das ist für Kundinnen und Kunden kostengünstiger als ein Kauf. Erfahrungsgemäß werden viele gemietete Kunstobjekte nach Ablauf der Mietfrist gekauft.

Galerie finden

Galerien sind für junge Künstlerinnen und Künstler wichtige Türöffner in den Markt und bleiben danach oft wichtige Vertriebspartnerinnen. Sie bieten Künstlerinnen und Künstlern im besten Fall Öffentlichkeit, Infrastruktur und Existenzsicherung. Sie stellen Kunstwerke aus (Einzel-, Gruppen oder Themenausstellungen) und vermitteln weitere wichtige Kontakte in die Szene. Galerien sind in den allermeisten Fällen auf eine bestimmte Art von Kunst (ein so genanntes „Programm“) und – je nach Größe – auch nur auf eine bestimmte Anzahl an Künstlerinnen und Künstlern spezialisiert.

Ihre Galerie muss zu Ihnen und zu Ihren Werken passen – und umgekehrt. Sie muss für Ihre Kunstrichtung bekannt sein und außerdem in derselben „Liga“ spielen. Als Newcomer hat es keinen Sinn, bei Topadressen anzufragen.

Um die passende Galerie zu finden, hilft nur eines: suchen. Möglich ist dies etwa auf Kunstmessen, auf Ausstellungseröffnungen, im Internet oder über persönliche Kontakte. Die Website des Bundesverbandes Deutscher Galerien und Kunsthändler e. V. bietet einen überregionalen Überblick über Galerien. Hinzu kommen einige Landesverbände. Um eine Auswahl zu treffen, sollten Sie bei infrage kommenden Galerien u. a. schauen, welche Künstlerinnen und Künstler dort vertreten sind. Möglicherweise kennen Sie eine dieser Personen und können diese bitten, einen Kontakt, einen Kennenlern-Termin mit der Galerie herzustellen.

Wenn Sie eine Galerie im Visier haben, sollten Sie keinesfalls ohne Voranmeldung einfach mit Ihrer Mappe unter dem Arm in eine Galerie hereinspazieren. Nehmen Sie am besten schriftlich Kontakt auf. Rufen Sie ein paar Tage später an und vereinbaren Sie einen Besuchstermin. Wenn Sie vor einer Kontaktaufnahme auf eine Vernissage gehen, sehen Sie, welches Publikum die Galerie anzieht.

Mit Galerien zusammenarbeiten: Rechte und Pflichten

Wenn Sie Ihre Werke von einer Galerie vermarkten lassenlässt, stellt dieser seine Werke exklusiv – zumindest zeitweise – zur Verfügung. Sie sind auf das Vermarktungsgeschick der Galeristin oder des Galeristen angewiesen. Diese wiederum investieren Zeit und Geld in Ausstellungsprojekte und andere Vermittlungsaktivitäten, ohne vorab zu wissen, ob sich das für die Galerie lohnt. Eine solche Zusammenarbeit ist in der Regel auf drei bis fünf Jahre angelegt, kann aber, wenn sie „funktioniert“, auch unbefristet laufen.

Die wesentlichen Eckpunkte einer Ausstellung (Termin, Übernahme der Kosten, Aufteilung des Verkaufserlöses) oder einer kommissionsweisen Zusammenarbeit (Kommissionsliste bzw. -quittung, Lagerung und Zugriff auf die Kunstwerke) sollten

unbedingt schriftlich fixiert und gegengezeichnet werden. Ganz wichtig bei einer exklusiven Vertretung ist ein schriftlicher Vertrag.

Umfangreiche Informationen zu allen Themen, die für das Binnenverhältnis Künstlerin/Künstler-Galerie wichtig sind, bietet z. B. ProKunsT 6, das Handbuch Bildende Kunst des BBK Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler e. V.

Ausstellungen selbst organisieren

Wer keine Ausstellungsgelegenheiten, kann sich mit Gleichgesinnten zusammentun und eine so genannte Produzentengalerie eröffnen. Um hier für Auslastung und Aufmerksamkeit zu sorgen, können Sie in den Ausstellungsräumlichkeiten zusätzlich Kunstprojekte oder Events organisieren, andere Künstlerinnen und Künstler zu Ausstellungen einladen oder zu bestimmten Zeiten ein „Offenes Atelier“ anbieten.

Wettbewerbe, Stipendien, Auszeichnungen

Bewerben Sie sich um Stipendien und nehmen Sie an Wettbewerben sowie Ausschreibungen teil (z. B. für Kunst-am-Bau-Projekte oder Kunst im öffentlichen Raum). Stipendien aus Bundesmitteln der Stiftung Kunstfonds, der Bundesländer, Regionen, Kommunen oder privaten Stiftungen sichern Ihnen den Lebensunterhalt für längere Studien- oder Schaffensphasen. Eine Übersicht über die zahlreichen Stipendien, Wettbewerbe und Preise bietet die Datenbank KULTURPREISE.

Ausstellungen im Ausland

Werke im Ausland zu zeigen ist ein wichtiger Schritt, um den eigenen Bekanntheitsgrad zu steigern. Beteiligen Sie sich an internationalen Ausschreibungen. Ankündigungen finden Sie u. a. auf den Internetseiten des Bundesverbandes Bildender Künstlerinnen und Künstler e. V.

Antworten auf Fragen rund um Kunstausstellungen im Ausland erhalten Sie bei der Internationalen Gesellschaft der Bildenden Künste (IGBK). Zu Fördermöglichkeiten von Ausstellungen im Ausland informiert auch das Institut für Auslandsbeziehungen (IFA).

Ein besonders umfangreiches Angebot und Antworten auf viele Fragen rund um das Thema Mobilität von Künstlerinnen und Künstlern sowie die Aus- und Einfuhr von Kunstwerken, Zoll, spezielle Regelungen in der EU und in Drittstaaten und vieles mehr bietet das Informationsportal Touring Artists.

Nebenjob

Für viele Künstlerinnen und Künstler ist ihre Kunst Berufung. Dabei sind die meisten auf einen Zusatzjob angewiesen, um sich diesen „Beruf“ leisten zu können. Versuchen Sie, mit Ihrem Nebenberuf zumindest in der Nähe Ihrer Berufung zu bleiben. Bieten Sie Kurse in Ihrem Atelier an. Oder suchen Sie sich Arbeit in der kulturellen Bildung: z. B. künstlerische Projekte für Kinder und Jugendliche, Kreativangebote für Unternehmer, Unternehmen und Belegschaften, Ideen zur Auflockerung und für einen abwechslungsreichen Ablauf von Seminaren, Kongressen, Illustrationen für Verlage usw.

Nehmen Sie Kontakt mit öffentlichen oder privaten Bildungsträgern auf. Reichen Sie Vorschläge für Bildungsangebote ein. Bieten Sie Kurse in der Disziplin an, in der Sie „zu Hause“ sind.

Quellen: Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler e. V., Bundesverband Deutscher Galerien und Kunsthändler e. V., Career & Transfer Service Center an der UdK Berlin, Fachgruppe Bildende Kunst, ver.di – Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft, Interviews mit Künstlerinnen und Künstlern
In: InfoKreativ Praxistipps für Kreative und Kulturschaffende: Kunstmarkt