Ein Großteil der Kreativen und Kulturschaffenden absolviert eine akademische Ausbildung. Neben dem künstlerischen Rüstzeug erhalten sie aber nur wenig Informationen darüber, wie sie nach dem Studium von ihrer Kunst leben können. "Maler oder Bildhauer beispielsweise leben deutlich weiter oben im Elfenbeinturm. Das ist ein Problem. Dafür beobachten wir zum Beispiel bei den Designern oder Fotografen andere Probleme. Sie absolvieren Studiengänge, bei denen sie heute wegen ihrer Marktnähe nicht selten mit betriebswirtschaftlichen Themen in Berührung kommen. Nicht schlecht. Aber was es heißt, als Kreative wirklich selbständig zu sein, wird nach unserer Erfahrung an den betreffenden Hochschulen nur unzureichend vermittelt", so die Erfahrung von Johannes Tomm vom Aachener GründerZentrum Kulturwirtschaft e.V.
Ausnahmen bestätigen diese Regel. Kreative schon während ihrer Ausbildung auf eine erfolgreiche Selbständigkeit vorzubereiten: Dieses Ziel haben sich zum Beispiel die Projekte Kultur.Unternehmen.Dortmund der Technischen Universität Dortmund und der Fachhochschule Dortmund sowie MEDIA EXIST an der Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolf (HFF) in Potsdam-Babelsberg auf die Fahnen geschrieben. Beide Projekte werden im Rahmen des BMWi-Förderprogramms EXIST - Existenzgründungen aus der Wissenschaft dabei unterstützt, für mehr Gründungen aus der Hochschule zu sorgen.
Für den Weg in die Selbständigkeit bieten die Dortmunder ihren Studierenden "Culturepreneurship-Coaches" an, die in den kulturwissenschaftlichen Fachbereichen oder Fakultäten eine Erstberatung anbieten und Gründungswillige gezielt mit Partnern, Experten oder Fördermittelgebern zusammenbringen. Auch die HFF in Potsdam-Babelsberg will ihre Studierenden frühzeitig aufs "Unternehmerleben" vorbereiten: beispielsweise im GründerInnencenter Medien, das Lehrveranstaltungen, Beratungen und Coachings anbietet. Dazu gehört auch eine regelmäßige Ringvorlesung mit Expertinnen und Experten aus anderen Hochschulen und der Medienwirtschaft zu allen Fragen der Selbständigkeit.
Auf die geht man auch im Career & Transfer Service Center der Universität der Künste Berlin (UDK) gezielt ein: etwa in Workshops, im Rahmen der Sommerakademie Marketing oder auch durch individuelle Beratung und Begleitung, etwa bei der Selbstpositionierung junger Künstlerinnen und Künstler. Das Angebot gilt sowohl für Studierende der UDK als auch der Hochschule für Musik "Hanns Eisler", der Kunsthochschule Berlin - Weißensee sowie der Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch". Absolventinnen und Absolventen können bis zu zehn Jahre nach Abschluss ihres Studiums auf die Unterstützung des Centers zurückgreifen.
Letztlich müsse es aber bei sämtlichen Beratungsangeboten darum gehen, allen kreativen und künstlerisch Tätigen klar zu machen, dass sie Unternehmerin oder Unternehmer sind, ohne dass sie damit ihre kreative bzw. künstlerische Arbeit beschneiden müssen. "Im Gegenteil: Wer am Markt Erfolg haben will, muss kreativ sein: bei der Entwicklung des richtigen Produkts oder für ein geschicktes Marketing," so Johannes Tomm. Oder, wie es Phil Knight, der Gründer von Nike, einmal formuliert hat: "Ein Unternehmen bauen ist so kreativ wie ein Bild malen oder ein Buch schreiben."