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11.11.2010 -

"Wir sind nicht nur Exportweltmeister, sondern auch Design-Exportweltmeister." Interview mit Andrej Kupetz, Hauptgeschäftsführer des Rats für Formgebung

Einleitung

Die Business of Design Week in Hongkong (28.11.-5.12. 2011) hat sich in den vergangenen fünf Jahren zur führenden Marken- und Designveranstaltung im asiatischen Raum entwickelt.  Partnerland der Messe im nächsten Jahr ist Deutschland. Für deutsche Unternehmen, Designerinnen und Designer sowie Hochschulen bietet sich damit eine gute Gelegenheit, sich im Rahmen des Auftritts "Partnerland Deutschland" auf der Messe zu präsentieren. Denn: Deutsches Design ist international gefragt, so Andrej Kupetz, Hauptgeschäftsführer des Rats für Formgebung/German Design Council, dem weltweit führenden Kompetenzzentrum für Kommunikation und Wissenstransfer im Bereich Design.

Wie erfolgreich ist die deutsche Designwirtschaft?

Kupetz: Man müsste eher vom Design in der Wirtschaft sprechen. Deutsche Designwirtschaft bezeichnet ja die Designschaffenden, die der Industrie zuarbeiten. Da geht es um über 42.000 Freiberufler und gewerbliche Unternehmern. Was deren Erfolg angeht: Sie erwirtschaften einen Umsatz von mehr als 15 Milliarden Euro pro Jahr. Nun gibt es unter diesen Designschaffenden teilweise recht kleine Einheiten. Gerade für diese Kleinen stellt sich die große Herausforderung auch in der Internationalisierung ihrer Dienstleistung. Schon heute ist das Design in der deutschen Wirtschaft im internationalen Kontext nämlich sehr erfolgreich.

Zusammenarbeit und Rechtsform

Jede Art der Zusammenarbeit - in Coworking Spaces oder an anderen Arbeitsorten - verlangt nach einer Rechtsform. Lassen Sie sich beraten, welche Rechtsform für welches Vorhaben die richtige ist. Wichtig ist zu wissen, dass - wenn mindestens zwei Personen einen gemeinsamen geschäftlichen Zweck verfolgen - automatisch eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) entsteht. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn Gründerinnen oder Gründer gemeinsam ihren Businessplan schreiben, eine Bürogemeinschaft gründen  oder zusammen Werbung betreiben. Dieser Automatismus kann vor allem gegenüber Außenstehenden eine wichtige Rolle spielen, denn als Gesellschafter einer GbR übernehmen sie bestimmte Rechte und Pflichten, die im Bürgerlichen Gesetzbuch geregelt sind. Deshalb ist die GbR auch unter dem Namen BGB-Gesellschaft bekannt. So haftet jeder Gesellschafter zum Beispiel unbeschränkt mit seinem persönlichen Vermögen für Schulden (z.B. für Druckkosten von Werbeflyern) der gesamten GbR unabhängig davon, ob er selbst die Schulden verursacht hat oder nicht.

Worin liegt dieser Erfolg begründet?

Kupetz: Um diese Frage zu beantworten, muss man einen Blick in die Geschichte werfen. Zunächst einmal hat es schon sehr früh eine sehr enge Kooperation zwischen den Kreativdienstleistern und der Industrie gegeben. Schon 1907 wurde der Deutsche Werkbund gegründet, im dem Industrielle und Künstler zusammentrafen, um zusammenzuarbeiten und die Wirtschaft nach vorne zu bringen. Das ist einzigartig in der Industriegeschichte, dass sich die Dynamik des Unternehmerischen mit dem Gestalterischen auf diese Weise verbündet. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Design dann von vielen Unternehmen als Wirtschaftsfaktor erkannt, nicht zuletzt auch ausgelöst durch die Arbeit von Organisationen wie der unsrigen, dem Rat für Formgebung. So entstanden dann zunächst die Designabteilungen in den Unternehmen. Nun müssen Unternehmen nicht unbedingt eigene Designabteilungen haben, sie können Gestaltungsleistung natürlich auch extern einkaufen. Ein externer Gestalter ist oft auch viel effektiver, weil er einen unparteiischen und unverstellten Blick mitbringt. So kam dann über die Jahre der sehr stark wachsende Markt der Design-Dienstleister dazu. 

Heute spricht man in Businessprozessen von Design Thinking. Darin steckt die Idee, dass wir unternehmerische Prozesse besser gestalten können, wenn wir von den Designern lernen, wie sie dies tun würden. Im Prinzip spricht man damit den Kreativen heute sehr viel mehr Entrepreneurship zu als dem Unternehmer per se. Man sieht sie als Katalysatoren oder Ideengeber, als Innovatoren, die nicht nur das Design eines Produktes betrachten, sondern auch dessen Entstehung und sogar die dahinter liegende Idee des Unternehmens selbst. Sie betreiben dafür zunächst einmal Marktforschung, und zwar mit großem Einfühlungsvermögen: Wer sind die Kunden für das Produkt und dessen Gestaltung? Welche Wünsche und Erwartungen haben diese Kunden?

Welche Chancen hat deutsches Design im Ausland?

Kupetz: Deutsches Design genießt einen weltweit unvergleichlichen Ruf: Ob es jetzt der Wasserhahn oder das Möbel oder die Keramik ist: All diese industriell produzierten Produkte stehen für hohe Qualität, für Funktionalität, für ein "Made in Germany", ein "Designed in Germany". Typisch ist dabei, dass viele Produkte emotionaler geworden sind. Das heißt: Sie haben nicht nur funktionale Qualitäten, sondern sind auch in der Lage, bestimmten Zielgruppen Identifikationsmuster zu liefern. Denken Sie beispielsweise unser Premiumprodukt Auto: Wer fährt welches Auto? Welches nicht?  

Auf diesem Weg haben es in Deutschland viele mittelständische Unternehmen zu Weltmarktführern geschafft. Der Sanitärbereich ist für mich hier eine Paradedisziplin - durch eine sehr konsequente, sehr elegante, sehr starke Designsprache seiner Produkte.

Im Rahmen der Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft fördert die Bundesregierung die Business of Design Week 2011. Was verbirgt sich dahinter?

Kupetz: Die Business of Design Week in Hongkong findet vom 28.11. bis 5.12. 2011 statt. Sie unterscheidet sich sehr von den Messen, auf denen sich immer eine Branche vorstellt. In Hongkong stellt sich ein Thema vor: Design. Das bedeutet: Ich kann mich als Produzent von Produkten, als Marke, aber eben auch als Dienstleister einem Publikum präsentieren und ihm sagen: Ich bin derjenige, der in Deutschland diese Marke als Designer stark gemacht hat. Und das könnte ich auch für Euch, Kunden aus Asien, tun.

Was wird auf der Business of Design Week geschehen?

Kupetz: Die Business of Design Week ist eine Kongress-Messe. Das heißt: Es gibt ein Forum mit einer großen Kongress-Veranstaltung, über vier Tage, im Jahr 2009 allein mit insgesamt 54.000 Besuchern, vor allem aus Asien. Dazu kommt ein klassisches Messeformat, bei dem 2011 eben vor allem auch die deutschen Aussteller das Niveau des deutschen Designs präsentieren. In einem Forum der Kreativwirtschaft können zudem Designschaffende für ihre Büros oder Agenturen werben und dort auf potenzielle Kunden treffen. Und es gibt einen vom BMWi geförderten Gemeinschaftsstand, an dem kleinere deutsche Design-Unternehmen partizipieren können.

Was bedeutet es, dass Deutschland 2011 Partnerland der Design Week ist?

Kupetz: Das Format Business of Design Week gibt es seit 2002 jährlich in Hongkong. Von Anfang an haben die Veranstalter - das sind das Hongkong Design Center und das Hongkong Development Center - darauf gesetzt, für jedes Jahr ein Partnerland für die Veranstaltung zu gewinnen. Es ist ganz interessant, dass sie erst nach fünf, sechs Jahren - so lange sind wir nämlich schon in Kontakt - auf Deutschland kamen. Das bedeutet für uns: Vielleicht haben sie Deutschland nicht unbedingt als Designnation im Fokus. Schon interessant eigentlich. Denn wir verstehen uns nicht nur als Exportweltmeister, sondern auch als Design-Exportweltmeister. Genau das wollen wir übrigens mit dem Motto zum Ausdruck bringen, unter dem wir 2011 nach Hongkong fahren: "Brand New Germany".

Messeteilnahme 2011 und Kontakt

Für eine Messeteilnahme im Rahmen des Auftritts "Partnerland Deutschland" bei der Business of Design Week 2011 (28.11.-5.12. 2011)  in Hongkong können sich interessierte Firmen, Designer oder Hochschulen beim Rat für Formgebung melden. Anmeldungen sind bis Herbst 2011 möglich.

Kontakt:
Rat für Formgebung Service GmbH
Ludwig-Erhard-Anlage 1
60327 Frankfurt am Main
Tel.: 069 7474-8656
Fax: 069 7474-8619
koschnicke@german-design-council.de
www.german-design-council.de

Anträge auf Messeförderung
Dirk Lauterbach
Director International Pavilions
NürnbergMesse GmbH
Messezentrum
90471 Nürnberg
Tel.: 0911 8606-86 95
Fax: 0911 8606-86 94
dirk.lauterbach@nuernbergmesse.de
www.nuernbergmesse.de