Als Ideenwettbewerb für Kreative kommt in erster Linie der Wettbewerb "Kultur- und Kreativpiloten Deutschland" in Frage. Er wird vom u-institut für unternehmerisches Denken und Handeln e.V. und vom Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes im Auftrag der Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft der Bundesregierung durchgeführt. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie und der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien unterstützen die Auszeichnung. Wie der Wettbewerb Kultur- und Kreativpiloten funktioniert, erklärt Christoph Backes vom u-institut für unternehmerisches Denken und Handeln e.V.:
Herr Backes, an wen wendet sich der Wettbewerb "Kultur- und Kreativpiloten"? Worum geht es?
Backes: Dabei geht es sowohl um das Kreative als auch um "Business". Wir wollen nicht sagen, was wir suchen, sondern wir haben einen Aufruf, der heißt: "Die Kriterien der Bewerbungen liegen im Bewerber". Das bedeutet: Alle sind aufgefordert und aufgerufen, uns zu erzählen, warum sie denn den Titel "Kultur und Kreativpiloten" verdienen, was an ihnen besonders innovativ ist, warum sie eine besonders interessante Unternehmerpersönlichkeit haben, warum sie ein auszeichnungswürdiges kreatives Thema haben. Das muss man nicht groß erklären. Dazu reicht eine kurze schriftliche Skizze auf einer Seite.
Was passiert mit den Bewerbungsskizzen?
Backes: Es gibt eine Vorauswahl durch eine Jury, in der Vertreter des u-instituts für unternehmerisches Denken und Handeln und des Kompetenzzentrums Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes sitzen. 96 Kreativpiloten-Anwärter laden wir dann zu einem Auswahltag ein. Da führen sie Gespräche mit drei Interview-Teams, die prüfen, ob an ihrer kreativen Idee etwas dran ist oder nicht. In diesen Teams sitzen je drei Juroren: Berater, Kultur- und Wirtschaftsförderer. Da geht's auch schon manchmal kontrovers zu. Die Jury entscheidet dann aber immer einstimmig. Es kann vorkommen, dass jemand dabei ist, der sagt: "Diese Idee hat es schon 30 Mal gegeben, und die ist schon 30 Mal gescheitert aus den und den Gründen, und sie wird auch ein 31. Mal scheitern". Dann schließen sich die anderen Jury-Mitglieder auch gerne dieser Meinung an. Am Ende legt sich die Jury auf 32 Bewerber fest, die dann den Titel "Kultur- und Kreativpilot" ein Jahr lang führen dürfen.
Was war beispielsweise eine überzeugende Idee?
Backes: Der Wursttoaster für den Tankstellenmarkt. Da kann man nämlich keinen Grill aufstellen, und da ist es sinnvoll, dass es einen Toaster gibt, der Bratwürste grillen kann. Und das muss in zwei Minuten erledigt sein. Wobei eine Idee allein natürlich nicht ausreicht. Man muss auch den Willen dazu haben, sie auf die Welt zu bringen. Und sich auch darüber klar zu werden, dass man damit seinen Lebensunterhalt verdienen will, dass man zukünftig Wursttoaster herstellt.
Ein Beispiel für eine nicht überzeugende Idee?
Backes: Mit Graffitis Särge und Urnen verschönern: Diesen Vorschlag hatten wir auch. Ein ganz schwieriger Markt, das Thema Beerdigungen und Beerdigungsinstitute. Obwohl man nachvollziehen kann, dass bildende Künstler darauf anspringen. Sie sind von der Möglichkeit fasziniert, das Thema "Sterben" symbolisch neu aufzuladen und dafür innovativ zu werden. Die Bewerber haben wir allerdings schließlich doch ausgezeichnet. Beide waren als Unternehmerpersönlichkeiten interessant: Sie war früher in der Stadtverwaltung dafür zuständig, Graffitisprayer zu verhindern, er war einer der Sprayer. Und beide haben sich kennen und lieben gelernt und beraten heute Verwaltungen bundesweit in Sachen Graffitiprävention.
Was geschieht mit den ausgewählten "Kultur- und Kreativpiloten"?
Backes: Wir vergeben keine Geldpreise. Die 32 Titelträger kommen in den Genuss von Marktzugängen und Know-how, das man nicht in Lehrbüchern finden kann. Sie haben ein Jahr lang Zeit hat, gemeinsam mit erfahrenen Praktikern und Experten, herauszufinden, auf welchen Markt ein Produkt gehört. Sie lernen erfolgreiche Kreativ-Unternehmerinnen und Kreativ-Unternehmer aus ganz Deutschland kennen, nehmen an Workshops gemeinsam mit den anderen Kreativpiloten teil und erhalten eine individuelle Begleitung durch das Experten-Team des u-instituts. Und sie lernen vor allem auch: Wie helfe ich mir selbst, wenn mir sonst keiner weiterhelfen kann? Und diejenigen, die den Titel nicht erhalten haben, werden von den regionalen Ansprechpartnern des Kompetenzzentrums trotzdem betreut und zu Netzwerkveranstaltungen eingeladen.
Wie zahlt sich die Auszeichnung für die Titelträger aus?
Backes: In Form von Publicity, die mit der Auszeichnung verbunden ist. Vier oder fünf Unternehmen, die im letzten Jahr, als der Wettbewerb gestartet ist, als Kreativpiloten ausgezeichnet wurden, haben dadurch Kredite bekommen, die sie vorher nicht erhalten haben. Die Banken haben gesagt: "Das scheint doch eine gute Idee zu sein, das prüfen wir noch mal genauer". Und vier oder fünf Unternehmen haben Fördermittelanträge durchbekommen, die vorher abgelehnt worden waren. Kein Wunder: Wenn es jemandem gelingt, insgesamt neun Jury-Mitglieder von sich und seiner Idee zu überzeugen, dann muss irgendetwas dran sein.
Eine Frage noch: Wieso nennen Sie den Wettbewerb und die Preisträger eigentlich "Kultur- und Kreativpiloten"? Sind das die Piloten ihrer selbst? Oder Piloten für die Entwicklung der Kultur- und Kreativwirtschaft?
Backes: Piloten meint zweierlei. Erstens, die Navigationsfähigkeit zu entwickeln. Wir haben es ja mit Leuten zu tun, die sich auf Neuland bewegen und lernen müssen, ihre Schritte im Bereich Kultur und Kreativität zu steuern. Das ist erst einmal ein Widerspruch, weil Kultur und Kreativität für viele etwas mit Freiheit und fließen lassen und um Gottes Willen bloß nichts mit steuern zu tun hat. Zweitens geht es um den Pilotcharakter der Ideen. Wir arbeiten ja in einer Branche, in der viele Ideen entwickelt werden, die avantgardistisch sind, die Vorreiter sind, die modellhaft sind, und die für andere wegweisend sein sollen.