Gamification (oder auf Deutsch: Spielifizierung) bezeichnet die Nutzung von Spiele-Elementen in spielfremden Kontexten. Diese Elemente können sein: möglichst viele Punkte sammeln, in Ranglisten so weit wie möglich oben eingetragen werden oder virtuelle Auszeichnungen. Wie auch immer: Erfolgserlebnisse sollen die Motivation von Personen erhöhen, die wenig spannende oder herausfordernde Aufgaben bewältigen müssen.
Serious Games werden dabei schon seit Jahren zunehmen in der Bildung oder für Trainings eingesetzt: Wie wird man Dorfbürgermeister? Bundeskanzler? "Weitere Beispiele", so Torben Kohring, Projektleiter von Spieleratgeber-NRW: "Wie verhält man sich als Polizist während eines Einsatzes angemessen? Oder auch: Wie wäre man selbst mit dem Befehl umgegangen, als DDR-Grenzsoldat einen Republikflüchtling mit allem Mitteln an seiner Flucht zu hindern?"
Der erste, bekannteste und meist genutzte Bereich der Serious Games sind Simulationen im militärischen Bereich, konstatiert Thomas Dlugaiczyk, Geschäftsführer der Games Academy in Berlin. "Die gibt es schon seit ungefähr 15 Jahren, nicht nur in Amerika, sondern auch in Deutschland. Die Bundeswehr nutzt Trainingssysteme, die auf der technischen Grundlage von Spielen funktionieren. Das heißt, dass Soldaten über grafische 3-D-Systeme in Situationen gebracht werden, in denen sie ihr militärisches Verhalten trainieren."
Aber auch Unternehmen setzen mehr und mehr Technologien und Spielprinzipien aus dem Bereich der Unterhaltungssoftware ein. Serious Games helfen Angestellten beispielsweise dabei, wichtige fachliche oder soziale Kompetenzen zu überprüfen und zu trainieren. "Ein Spiel zu diesem Zweck haben wir beispielsweise für die Metall- und Elektroindustrie entwickelt. Hier können Mitarbeiter feststellen, welche Arbeitsbereiche für sie in Frage kommen. Außerdem lässt sich über Spielsituationen ermitteln, ob Stellenbewerber die gewünschten fachlichen und sozialen Kompetenzen mitbringen.", sagt Arne Gels, Senior Consultant und Referent der Geschäftsführung der Firma Zone 2 Connect. Zone 2 Connect war einer der Gewinner des Wettbewerbs Kultur- und Kreativpiloten Deutschland im Jahr 2010 und betreibt auch einen Informations-Pool über Serious Games im Internet.
In vielen Serious Games für Unternehmen übernehmen Spieler eine Führungsrolle und üben realitätsnah, wichtige unternehmerische Entscheidungen zu treffen. Gerade, wenn es um relevante Weichenstellungen geht, können durch eine solche Simulation Fehlentscheidungen und damit vor allem unnötige Folgekosten vermieden werden. Arne Gels: "Wir haben ein solches Projekt für die Lufthansa entwickelt: eine Simulation, mit deren Hilfe Lufthansa-Mitarbeiter sich einen Überblick darüber verschaffen sollen, wie schwierig es ist, eine Airline zu managen. Auf diesem Wege sollen sie eine Vorstellung davon bekommen, was in ihrem Unternehmen eigentlich alles abläuft und was man von ihnen erwartet."
Auch der öffentliche Sektor setzt zunehmend auf die Realitäts-Simulationen, weiß Malte Behrmann. Er ist der Generalsekretär der EGDF, der European Games Developer Federation. "Ein Produkt, das sehr erfolgreich am Markt funktioniert, ist Emergency. Dieses Spiel gibt es schon seit ca. 15 Jahren, lange bevor das Wort Serious Games überhaupt erfunden war. Es geht darum, Feuerwehreinsätze in Katastrophensituationen zu planen und zu üben. Dieses Spiel kaufen die freiwilligen Feuerwehrleute auf der ganzen Welt, in Japan, Frankreich und den USA."
Militär, Unternehmen, Öffentliche Hand also. Ein weiteres wichtiges Einsatzfeld der Serious Games ist heute der Medizinbereich. Torben Kohring: "Da geht es meist um Anwendungen für Patienten, die ihnen dabei helfen sollen, mit bestimmten Krankheitssymptomen umzugehen. Es gibt hier beispielsweise ein Spiel, das eine depressive Erkrankung als virtuelle Landschaft darstellt." Ein anderes Spiel ist für leukämiekranke Kinder gedacht, das diesen die Funktionsweise des Blutes verdeutlicht. Wobei, so Malte Behrmann: "Dieses Spiel hat die Google Foundation bezahlt. An diesem Beispiel wird ein ganz wichtiger Punkt deutlich: Gesundheitsspiele und die meisten anderen Serious Games sind in der Regel nicht aus sich heraus wirtschaftlich rentabel."