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12.05.2015 -

Kuppler, Kleber, Übersetzer. Das "neue" Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes Interview mit Christoph Backes und Sylvia Hustedt vom u-institut für unternehmerisches Denken und Handeln e.V. Bremen

Einleitung

Neuer Träger des Kompetenzzentrums Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes ist seit dem Jahreswechsel das u-institut für unternehmerisches Denken und Handeln in Bremen. Das Institut ist in der Szene nicht unbekannt: Es hat die Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft über mehrere Jahre bereits fachlich begleitet. Christoph Backes und Sylvia Hustedt teilen sich hier die Projektleitung.

Frau Hustedt, Herr Backes: Das u-institut hat die Leitung des Kompetenzzentrums übernommen. Was bedeutet das für dessen inhaltliche Ausrichtung?

Backes: Das Kompetenzzentrum hat in den vergangenen vier Jahren erfolgreich gearbeitet. Das ist aber kein Grund, sich zurückzulehnen. Ganz im Gegenteil: Wir fangen ja gerade erst an, das Thema Kultur- und Kreativwirtschaft auch in andere Wirtschaftssektoren zu tragen und die Branche dort als Entwicklungspartner für Innovationen erlebbarer und greifbarer zu machen. Wir sprechen ja immer davon, der Branche Gesicht und Gewicht zu geben. Wenn wir es mal ganz nüchtern betrachten, haben wir vielleicht gerade einmal zwei bis drei Prozent von dem erreicht, was möglich ist. Hier kann und muss noch viel mehr passieren. Da geht es vor allem darum Kultur- und Kreativschaffende vor Ort in ihrer unternehmerischen Entwicklung zu unterstützen. Mindestens ebenso wichtig ist es, das kreative Förderpotenzial, das die Branche selbst für unsere Volkswirtschaft besitzt, sichtbar zu machen.

Hat sich am Aufbau des Kompetenzzentrums etwas verändert?

Hustedt: Nicht grundlegend. Wir haben die Struktur der acht Regionalbüros mit ihren jeweiligen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartnern übernommen. Sie hat sich über die vergangenen vier Jahre bewährt. Punktuell konnten wir uns personell sogar noch verstärken und neue Kompetenzen ins Team holen. Und da wir in diesem Jahr einen noch stärkeren Fokus auf Veranstaltungen legen werden, haben wir auch dafür personell aufgestockt. Ansonsten gibt es für das Kompetenzzentrum einen neuen Internetauftritt, der umfassend über unser Angebot informiert: kreativ-bund.de

Wie sieht das Leistungsangebot des Kompetenzzentrums 2015 konkret aus?

Hustedt: In den letzten Jahren hat das Kompetenzzentrum über 12.000 Orientierungsberatungen und bundesweit mehr als 1.200 Veranstaltungen durchgeführt, entweder allein oder mit Kooperationspartnern. Daran wollen wir anknüpfen. Die Orientierungsberatungen in den Regionen behalten wir bei. Die Zahl der regionalen und überregionalen Veranstaltungen haben wir deutlich erhöht, um noch weiter in die Winkel der Republik vorzudringen und mit den Unternehmerinnen und Unternehmern ins Gespräch zu kommen. Und wir haben fünf Schwerpunktthemen identifiziert, von denen wir denken, dass sie für die Kultur- und Kreativwirtschaft zukünftig eine größere Rolle spielen werden.

Backes: Noch ein Wort zu den Orientierungsberatungen und -coachings: Wie wichtig die sind, haben wir in den vergangenen Jahren gesehen. Hier wollen wir dazu beitragen, dass diese mehr und mehr durch landeseigene Institutionen angeboten werden, wie das jetzt schon im Saarland mit dem kreativzentrum.saar gemacht wird.

Noch einmal zurück zu den fünf Schwerpunktthemen: Welche sind das?

Backes: Das ist zunächst das Thema "Generation Games", mit dem wir uns  der zunehmenden Gamifizierung unseres Alltags annehmen wollen. Dann "Industrie 4.0", um die Chancen für das kreative Unternehmertum zu beleuchten. Auch die Potenziale von "Entwicklungspartnerschaften" zwischen Kreativen und anderen Wirtschaftsbranchen sollen im Vordergrund stehen. Und natürlich geht es um die Diskussion des Begriffs "Innovation". Der berücksichtigt ja heutzutage noch immer nicht-technologische Komponenten von Innovationen nur ungenügend. Dadurch sind innovative Kultur- und Kreativschaffende von öffentlichen Innovationsförderprogrammen manchmal ausgeschlossen. Und da ist schließlich das Thema "Kreative Stadt": Welche Bedeutung haben Kreative für die zukunftsgerechte und nachhaltige Entwicklung unserer Städte? Da besitzen unsere Akteure oftmals eine große Expertise und manchmal auch einen Wissensvorsprung.

Hustedt: Wir als Kompetenzzentrum verstehen uns bei all diesen Themen natürlich nicht als allwissende Instanz, sondern viel mehr als Katalysator. Wir sehen uns als Impulsgeber, Kuppler, Kleber und Übersetzer. Das heißt: Wir holen das Wissen aus allen Ecken unserer Republik an einen Tisch und verknüpfen es. Beispielsweise auch im Rahmen der geplanten Veranstaltung "Jackpot", der ersten lange Nacht der Kultur- und Kreativwirtschaft sozusagen.

"Jackpot": Was genau ist hier geplant?

Backes: Bundesweit an einem Tag auf die Vielfalt und Bedeutung der Branche aufmerksam zu machen, gemeinsam mit zahlreichen Netzwerkpartnern aus Politik, und Verwaltungen, Kultur- und Wirtschaftsförderungen sowie Unternehmen. Jeder Partner kann und soll eigene Veranstaltungen organisieren. So können wir insgesamt die Vielfalt und Leistungen der Branche aufzeigen. Ähnlich wie es die Gründerwoche Deutschland zum Thema Existenzgründung macht. Die in einer Woche, wir an einem einzigen Tag. Überall.

Wie gehen mal davon aus, dass uns mit dem u-institut auch die Kultur- und Kreativpiloten erhalten bleiben.

Hustedt: Na klar. Die diesjährige Bewerbungsphase für die Auszeichnung zum Kultur- und Kreativpiloten Deutschland, die die Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft vergibt, ist Mitte Mai gestartet und läuft bis zum 30. Juni 2015. Das ist übrigens die sechste Wettbewerbsrunde. Und was die Zahl der Teilnehmer angeht: Tendenz steigend.

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