Stand der Dinge: Studienergebnisse
Monitoringbericht Kultur- und Kreativwirtschaft 2018
Ins Bild passen hier die Ergebnisse des „Monitoringberichts Kultur- und Kreativwirtschaft 2018". Er hat auf Basis des Mikrozensus berechnet, dass im Jahr 2017 nur wenig mehr als ein Drittel (38,6 Prozent) aller Erwerbstätigen in der Kultur- und Kreativwirtschaft weiblich ist. Die meisten sind im Buchmarkt und im Kunstmarkt tätig (sozialversicherungspflichtig und geringfügig Beschäftigte). Deutlich unterdurchschnittlich vertreten sind Frauen in der Software-/Games-Industrie.
Insgesamt nimmt der Frauenanteil in der Kultur- und Kreativwirtschaft schon seit Jahren ab, zusammengerechnet um zwei Prozentpunkte seit dem Jahr 2009. Interessant ist: Der Frauenanteil in der Kreativbranche liegt zwar deutlich unter deren Anteil in der Gesamtwirtschaft. Das gilt auch für den Bereich der abhängig Beschäftigten. Bei den Selbständigen erreicht der Frauenanteil in der Kultur- und Kreativwirtschaft dagegen wie auch im Vorjahr 41,5 Prozent. Damit sind in der Kultur- und Kreativwirtschaft deutlich mehr Frauen selbständig als in der Gesamtwirtschaft (33,2 Prozent).
Frauenanteil in der Kultur- und Kreativwirtschaft 2009 bis 2017 (in Prozent)
Quelle: Monitoringbericht Kultur- und Kreativwirtschaft 2018. Langfassung. Studie i.A. des BMWi. 2019
Diversitätsberichte des Bundesverbands Regie e.V.
Als im Jahr zuvor, im Sommer 2016, Maren Ade mit Toni Erdmann als erste Frau fünf Europäische Filmpreise gewann, sei das bei vielen so aufgenommen worden wie ein Regenguss nach langer Dürre, schrieb damals der Berliner Tagesspiegel. Der deutsche Film war wieder da. Und zusammen mit ihm eine deutsche Filmemacherin. Dass der Film und seine Regisseurin im Rennen um den Auslands-Oscar dann leer ausgingen, konnte diese Freude kaum trüben.
Die Statistik zur Geschlechterverteilung im Mediengeschehen bietet dagegen kaum Anlass zur Freude, allen voran die Diversitätsberichte des Bundesverbands Regie e.V. Sie wollten herausfinden, ob die Schieflage bei den Geschlechtern im Filmbusiness tatsächlich so schlimm ist, wie sie auf den ersten Blick aussieht. Ergebnis: Sie ist sogar noch schlimmer.
So wurde laut aktuellem Diversitätsbericht (2017) nur jeder 5. Kinofilm von einer Frau inszeniert (22 Prozent). Dazu kommt, dass Filme von Frauen in der hohen Budgetgruppe von über 5 Millionen Euro unterrepräsentiert sind. Im Fernsehen, bei der ARD, führen bei 19,8 Prozent der Sendezeit Frauen Regie, beim ZDF sind es gerade mal 16,9 Prozent. Bei RTL haben Frauen immerhin noch bei 30,5 Prozent der fiktionalen Senderzeit das Sagen, vor allem bei Soap-Operas. Unter dem Strich haben Männer bei vier von fünf Fernseh-Sendeminuten (79,9 Prozent) das Heft in der Hand. Dabei sind zwar geringfügige Zuwächse bei weiblicher Regie gegenüber den Vorjahren zu verzeichnen: vor allem aber im Vorabendprogramm und bei Formaten bis 60 Minuten Länge. Insgesamt bestätigen somit die Diversitätsberichte das Bild eines vor allem von Männern geprägten Berufsstandes, obwohl an den staatlichen Filmhochschulen seit den 1990er Jahren mehr als 40 Prozent Frauen ausgebildet werden.
Studie des Instituts für Medienforschung der Universität Rostock:
„Audiovisuelle Diversität? Geschlechterdarstellungen in Film und Fernsehen in Deutschland“
Auch die detaillierte Analyse von über 3.000 Stunden TV-Programm aus dem Jahr 2016 und über 800 deutschsprachigen Kinofilmen aus den vorangegangenen sechs Jahren hat ergeben: Frauen kommen in deutschen audiovisuellen Medien seltener vor. Über alle Fernsehprogramme hinweg kommen auf eine Frau zwei Männer. Bei den Fernsehvollprogrammen kommt ein Drittel der Programme ganz ohne weibliche Protagonistinnen aus (zum Vergleich: nur 15 Prozent ohne männliche Protagonisten). Wenn Frauen gezeigt werden, kommen sie häufiger im Kontext von Beziehung und Partnerschaft vor. Es gibt allerdings eine Ausnahme: In Telenovelas und Daily Soaps ist die Geschlechterverteilung in Deutschland paritätisch. Nebenbei: Initiiert hat die Untersuchung die Schauspielerin Dr. Maria Furtwängler, auch bekannt als Tatortkommissarin Lindholm.
Welt-Mädchenbericht
Der Welt-Mädchenbericht 2019 mit dem Titel „Schreib ihre Geschichte neu! Wie Filme und Stereotype in den Medien das Leben und die Ambitionen von Mädchen und jungen Frauen beeinflussen“ hat die 56 umsatzstärksten Filme aus dem Jahr 2018 in 20 Ländern auf Genderstereotypen untersucht und stellt fest: Keine einzige Frau hat bei den Top-Filmen Regie geführt. Nur bei jedem zehnten Film war eine Frau am Drehbuch beteiligt. Dazu kommt, dass Männer doppelt so viel reden wie Frauen und auch doppelt so viele Rollen in den Filmen haben. Zahlenmäßig liegen die Frauen laut der von Plan International herausgegebenen Studie nur in einem Punkt vorn: Sie sind viermal so oft nackt und doppelt so häufig halbnackt zu sehen.