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31.08.2020 -

Auf die Post-Corona-Zeit vorbereiten
Interview mit Franziska Lindner zu den Ergebnissen des Innovation Camps Sprungkraft des Kompetenzzentrums Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes.

Einleitung

Not macht bekanntlich erfinderisch. Lösungswege für aktuelle gesellschaftliche Probleme zu finden, insbesondere die, die durch die Corona-bedingten Einschränkungen entstanden sind, hatte sich das Innovation Camp Sprungkraft zur Aufgabe gemacht. Veranstaltet wurde das Camp vom Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes. Ideen für die Zukunft nach der Corona-Krise wurden von rund 35 Teams entwickelt. Eine Experten-Jury hat gemeinsam mit Partnerinnen und Partnern des Creative Labs COVID-19 des Kompetenzzentrums aus allen erarbeiteten Ideen zehn besonders viel versprechende ausgewählt, die schließlich im Finale um drei Publikumspreise zur Auswahl standen: für die beste Idee, die beste Präsentation und die Idee mit dem größten gesellschaftlichen Impact.

Frau Lindner, das Innovation Camp Sprungkraft sollte Lösungen für aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen erarbeiten, insbesondere angesichts der Corona-Pandemie. Und zwar für eine Reihe von sogenannten Themenwelten: Medien, Gesundheit, Lernen, Arbeit, Kultur.

Franziska Lindner: Ja genau. Die Themen des Innovation Camp Sprungkraft haben wir im Creative Lab COVID-19 identifiziert. Von Mai bis Juni 2020 haben wir uns mit der Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft durch die Corona-Pandemie auseinandergesetzt, gemeinsam mit Partnerinnen und Partnern aus unserem Netzwerk wie dem Deutschen Forschungsinstitut für Künstliche Intelligenz, dem Bayerischen Rundfunk oder dem Automobilzulieferer IAV. Im Rahmen von Workshops und fachbereichsbezogenen Arbeitssessions haben wir diskutiert, wie sich Wirtschaft und Gesellschaft auf die Post-Corona-Zeit vorbereiten und welche Innovationen schon jetzt angestoßen werden können. Heraus kamen besondere Handlungsbedarfe für die von Ihnen schon genannten Themenwelten.

Auf welche konkreten Handlungsbedarfe sind Sie dabei gestoßen?

Beispielsweise beim Therma Pflege von älteren Familienangehörigen in Zeiten des Corona-Lockdowns. Oder auch die Herausforderungen, die sich aus den starken Veränderungen des Arbeitsalltags durch Remote, Videotelefonate oder durch die Verschmelzung von Lebens- und Arbeitsplatz ergeben. Viele Personen im Home Office haben ja erlebt, dass die gewohnte Teamarbeit zuhause auf der Strecke bleibt. Das ist nicht nur ein soziales Problem. Das geht auch zu Lasten der Arbeitseffektivität. Beim Innovation Camp haben wir auf diesen Erfahrungen, die sicher viele von uns in der letzten Monaten gemacht haben, aufgebaut. Dabei haben wir etwa darüber nachgedacht, wie wir Austausch und soziale Nähe für Pflegbedürftige in Zeiten von Kontaktbeschränkungen gewährleisten können. Oder welche Möglichkeiten digitale Technologien für die Zukunft der Arbeit oder auch sozialen Beziehungen bieten Gerade beim Entwickeln neuer Anwendungsformen für digitale Technologien ist die Kultur- und Kreativwirtschaft eine starke Partnerin.

Zehn Ideen wurden für das Finale ausgewählt. Was ist das Besondere an diesen Ideen?

Sie bieten sehr konkrete Lösungen an, beispielsweise auch für die von mir genannten Herausforderungen und Handlungsbedarfe. Die App „Circle of Trust“ beispielsweise ist ein digitales Kommunikations-Tool, das speziell auf die Vernetzung von Familien in Zeiten von Ausgangsbeschränkungen und räumlicher Distanz ausgelegt ist. Eine andere App, „Tribes“, will Menschen zusammenbringen, die sich in ähnlichen schwierigen gesundheitlichen Lagen befinden, z.B. durch die Erkrankung an einer Depression. Dann ist da noch das ToolKnotWork“, das Teamarbeits-Prozesse optimieren und den kreativen Flow in der Zusammenarbeit fördern will. Und nicht zu vergessen die Initiative „Amtsmut“ von Künstlerinnen und Künstlern, die Verwaltung und Kunst zusammenzubringen versucht.

Wie geht es weiter? Was geschieht nun mit diesen Ideen? Wie können sie in die Tat umgesetzt werden?

Bis zum 30.8.2020 können sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Camps schriftlich für eine Umsetzungsunterstützung bewerben. Und zwar unabhängig davon, ob sie am Finale teilnehmen durften oder nicht. Mit der Unterstützung sind Experimentiermittel in Höhe von ca. 10.000 Euro sowie ein begleitendes Mentoring gemeint. Diese Unterstützung stellt das Creative Lab Covid-19 des Kompetenzzentrums Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes zur Verfügung. Im Vordergrund steht dabei die Fortführung des Prozesses der ergebnisoffenen Ideenentwicklung (Risky Projects) bis zur möglichen Realisierung.

Aus allen Einsendungen wählt eine Fachjury, bestehend aus den institutionellen Partnerinnen und Partnern des Creative Labs und dem Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes, diejenigen Bewerberinnen und Bewerber aus, die sich dann mit einer Präsentation „final“ für diese Unterstützung bewerben können. Die drei Publikumspreis-Gewinnerteams überspringen die erste Runde und können ihre Idee in der Präsentationsrunde vorstellen.

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