Es gibt nicht eine Richtung, in die sich die Medienbranche entwickelt, sondern es sind viele: vom Streaming-Dienst im Fernsehen bis zur Produktion von Kameralinsen oder der Drucktechnologie. Das ist also ein riesiges Feld. Was mich allerdings besonders interessiert, ist der Qualitätsjournalismus. Und im Qualitätsjournalismus gibt es für meine Begriffe zwei Merkmale, die man berücksichtigen muss. Das erste ist: Gelingt es, die Transaktionskosten zu mindern, damit man so viel Mittel wie möglich für die inhaltliche Qualität aufwenden kann? Und daraus folgt das zweite Merkmal: gelingt es, die Exklusivität, also die qualitativen Alleinstellungsmerkmale so zu steigern, dass die Kunden das auch wahrnehmen und schätzen?
Zu den Transaktionskosten: Ein Text muss geschrieben, ein Bild oder Film aufgenommen werden, dann muss das Ganze in die Druckerei, aus der Druckerei muss es zu tausenden von Boten, und die stecken es in den Briefkasten. Alles per Hand und nachts. Das ist ein enormer Aufwand. Dem gegenüber stehen deutlich geringere Transaktionskosten, wenn ich dem Leser genau das gleiche redaktionelle Produkt als E-Paper auf sein Handy schicke.
Damit komme ich zum zweiten Punkt: mehr Exklusivität und Qualität. Ich war sieben Jahre lang Mitherausgeber einer großen Zeitung in Berlin. Berlin hat mehr Einwohner als Schleswig-Holstein. Aber nur dort haben Sie viele, viele gedruckte Lokalausgaben, für Flensburg, für Husum, für Rendsburg, für Eckernförde und so weiter. Unsere Zeitung und auch die anderen Berliner Blätter haben dagegen keine Lokalausgaben, also nicht eigene Ausgaben für Zehlendorf oder für Lichtenberg, obwohl die jeweils größer als Kiel sind. Die Print-Transaktionskosten wären hier einfach viel höher als die erhoffbaren Mehreinnahmen. Es geht aber auch ohne Transaktionskosten – und genau das haben wir gemacht: Jetzt gibt es für jeden der zwölf Bezirke eine Lokalausgabe ohne aufwendige Transaktionskosten.