Stradinger: Das weiß ich nicht. Die Nagelprobe kommt vermutlich, wenn ich meine erste Krise erlebe und eine Auftragsflaute habe. Das war übrigens auch ein Thema an der Filmakademie, weil das natürlich alle Studierenden dort beschäftigt. Wir haben viel darüber gesprochen, wie man mit dieser Unsicherheit umgehen kann. Ich denke, der eigene Antrieb spielt da eine wichtige Rolle: dass man Filme machen und journalistisch arbeiten möchte. Solange der innere Antrieb da ist, kann man mit der Unsicherheit besser umgehen. Die ist dann nicht so dominant. Man hat diesen Motor, der einen immer weiter antreibt und immer wieder neue Türen öffnet.
Aber wenn dann doch eine Durststrecke kommt und man seine Themen nicht verkaufen kann und das notwendige Geld zum Leben nicht reicht, wird es natürlich schwer. Umso wichtiger sind Netzwerke, die einem in so einer Situation zur Seite stehen oder sogar dabei helfen, dass man gar nicht erst in ein berufliches Tief gerät. Ich habe daher schon an der Filmakademie angefangen, mich mit Netzwerken und Chat-Gruppen für Berufseinsteiger und Berufseinsteigerinnen zu vernetzen. Mit denen kann ich mich über alle möglichen Themen austauschen, sei es, wie man mit möglichen Durststrecken umgeht oder auch welches Honorar man verlangen kann. Das betrifft mich zwar aktuell als feste Freie nicht, aber wenn ich irgendwann auf mich allein gestellt sein sollte, ist es einfach gut zu wissen, dass es andere Filmemacherinnen und Filmemacher gibt, die ich mal eben anrufen und um ihre Einschätzung bitten kann. Ich bin der Überzeugung, dass ein solidarischer Austausch in dieser Branche sehr wichtig ist.
Stand: November 2023