Frau von Gemmingen-Hornberg, die GEMA möchte mit ihrem neuen Lizenzierungsansatz „eine Balance zwischen technologischem Fortschrift und dem Schutz kreativer Arbeit herstellen“. Inwiefern ist denn diese Balance überhaupt aus dem Gleichgewicht geraten?
v. Gemmingen-Hornberg: Diese Schieflage zwischen technologischem Fortschritt, Kreativleistung und angemessener Partizipation der Musikschaffenden ist schon vor geraumer Zeit entstanden. Die digitale Ära startete ja für die Musikbranche leider zunächst mit großangelegter Piraterie durch Musiktauschbörsen und desaströsen Umsatzeinbrüchen. Es hat dann bekanntermaßen einige Jahre gedauert, bis sie sich entsprechend aufgestellt hat, um dieses Ungleichgewicht etwas auszubalancieren. Heute gibt es Vereinbarungen zwischen großen Digitalplattformen wie Spotify, Apple oder Amazon und den jeweiligen Rechteinhabern, so dass die Erträge aufgeteilt werden – auch wenn es hier auf Seiten der Urheberinnen und Urheber immer noch Optimierungsbedarf gibt, da gerade im inzwischen dominierenden Musikstreaming-Bereich aus unserer Sicht auch heute noch kein wirklich angemessenes Beteiligungsniveau der Musikschaffenden erreicht ist.