Wenn Kreativunternehmen oder auch kreative Einzelkämpfer Unternehmen als Auftraggeber oder Kooperationspartner gewinnen wollen, gibt es dafür verschiedene Wege, sagt Johan Christiaan Peters von der SAP AG. Er hat vor seiner SAP-Anstellung einige Jahre als freiberuflicher Designer gearbeitet. "Für selbständige Kreative ist es wichtig, auf sich aufmerksam zu machen. Auch dabei muss man kreativ sein. Und aktiv. Ich habe Informationsveranstaltungen organisiert, auf denen ich Unternehmen und Behörden in das damals wichtige Thema Accessibility eingeführt habe. Da ging es darum, Webseiten für Sehbehinderte zugänglich zu machen. Damals ein heißes Thema, vor allem bei Behörden. Die Veranstaltungen waren gratis. Wenn die Teilnehmer gemerkt haben, dass sie bei diesem Thema handeln müssen, dass ihnen dafür aber die Expertise fehlt, haben Sie mich nicht selten für einen Auftrag kontaktiert." Außerdem habe er sich, so Peters, in dieser Zeit auch immer wieder einfach bei Unternehmen gemeldet, mit Ideen, wie man deren Produkte verbessern könnte. Wobei man dabei nicht versuchen dürfe, alles schlecht zu reden, sondern erst einmal kleine Brötchen backe sollte. "Wenn die ersten kleineren Ideen richtig gut sind, baut man Vertrauen auf. Und erst dann wird akzeptiert, wenn man größere Änderungen und neue Methoden vorschlägt."
Eine weitere Möglichkeit, auf Unternehmen zuzugehen, ist, dies nicht allein, sondern mit Gleichgesinnten zu tun. Wie zum Beispiel die Mannschaft des Berliner Unternehmens Dark Horse, Preisträger des Wettbewerbs "Kultur- und Kreativpiloten Deutschland", die sich an der School of Design-Thinking am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam kennengelernt hat, wie Dark-Horse-Mitarbeiter Sascha Wolff erzählt. "Und dann haben wir uns nach Jobs umgeschaut. Da war nicht viel. Also haben wir uns gemeinsam selbständig gemacht. Das ist auf jeden Fall eine Option für Künstlerkollektive, wie es viele hier in Berlin gibt."
Dark Horse versteht sich als Dienstleister, eine Art Unternehmens- oder auch Innovationsberatung, wie Sascha Wolff sagt. Man berät mittlerweile Firmen weltweit: Automobilbauer, Logistik-Unternehmen, Software-Entwickler. Ratschläge für die Auftragsunternehmen speisen sich dabei aus zwei Quellen: erstens aus der Arbeit mit der Methode des Design Thinking, zweitens aus der Heterogenität des Arbeitsteams. Die 30 Mitarbeiter kommen aus 25 verschiedenen Fachbereichen: sowohl aus den Kreativbranchen, als auch aus Bereichen wie Philosophie, Betriebswirtschaftslehre, Energietechnik, Kommunikation, Maschinenbau usw. Alle zusammen bieten für jeden Beratungsauftrag ein großes Potpourri an Fachwissen und - ganz wichtig - fachfremdem Wissen. "Natürlich ist die Vorgehensweise bei unserer Arbeit strukturiert", sagt Sascha Wolff. "Gleichzeitig ist das Ganze aber hochgradig chaotisch. Und darum geht es. Unser Arbeitsziel ist eben nicht der schnelle Konsens der Fachleute aus demselben Lager. Sondern der permanente Dissens."
Dabei muss man als Kreativer nicht unbedingt Angestellter oder Mitinhaber einer solchen Firma sein. Auch Dark Hose arbeitet projektbezogen immer wieder mit einzelnen externen Querdenkern zusammen. Auf diesem und auch anderen Wegen entstehen so heute immer mehr sogenannte Innovation Communitys: räumlich getrennte Akteure, die über IT-Technologien gemeinsam an (Innovations-)Projekten arbeiten. Innovative und global agierende Unternehmen wie etwa Google, SAP oder Microsoft pflegen heute diesen Arbeitsstil, der vor allem auf Flexibilität und Heterogenität setzt. Und auf Kreative als Teil der virtuellen Mannschaft.